Diabetes im Schulalltag
Schule: na klar!
Auch mit einer chronischen Erkrankung
Der erste Schultag – ein aufregendes Ereignis!
Der erste Schultag – ein ganz besonderer Tag, sowohl für die Kinder als auch für die Eltern!
Wird auch alles klappen? Wie wird das mit dem Schulweg gelingen? Wird das Kind durchhalten, ist es reif und selbstständig genug? Wird es sich in die Klasse einfügen? Wie wird wohl die Lehrperson sein?
Und dann kommt bei manchen Kindern noch eine chronische Krankheit wie Epilepsie oder Diabetes hinzu. Dies wirft für alle Beteiligten noch ganz andere Fragen, ja Bedenken auf:
Weiß das Kind sich in der Schule richtig um seine medizinischen Bedürfnisse zu kümmern? Wie werden die Lehrerkräfte mit der Krankheit umgehen können?
Was werden die Klassenkamerad*innen dazu sagen?
Die Verunsicherung bei den Eltern und den Schulkindern selbst, aber auch bei den Lehrkräften ist oft groß.
So ist immer ein individuelles Fallmanagement nötig. Viele Puzzleteile müssen ineinandergreifen und ein passendes Ganzes für das chronisch kranke Kind, deren Eltern und das Lehrkräfteteam bilden.
Wenn die chronische Krankheit später auftritt
Es gibt auch Schüler*innen, bei denen erst später in der Schullaufbahn Diabetes diagnostiziert wird. Oft sind Eltern und Kinder nach der Diagnose zunächst geradezu geschockt. Eine große Herausforderung gilt es zeitnah zu meistern: Das ganze Familienleben muss an die chronische Erkrankung angepasst werden.
Auch vielen Lehrkräften fehlen Kenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Diabetes in der Schule. Daher ist es nachvollziehbar, dass zunächst auf allen Seiten eine große Verunsicherung und das Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit entsteht.
Das Auftreten der Krankheit ist eine Entwicklungsaufgabe für alle Beteiligten. Nun ist schnelles Handeln und konkrete Unterstützung für den Schulalltag nötig, um diese Herausforderung zu meistern.
Nach Möglichkeit nehmen die Vertreter*innen des Sonderpädagogischen Dienstes bereits im Krankenhaus nach der Erstmanifestation der Krankheit Kontakt mit der Familie auf.
Meist sind die Familien sehr dankbar, dass die Unterstützung der Mitarbeiterinnen des Sonderpädagogischen Dienstes mit seinen vielfältigen Erfahrungen beantragt werden kann.
Mit zunehmendem Alter steigt die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der kranken Schüler*innen. Gleichzeitig treten aber andere Herausforderungen im Schulleben auf wie z.B. außerunterrichtliche Veranstaltungen (Ausflüge, Exkursionen, Schullandheime, Klassenfahrten z.T. ins Ausland etc.) oder auch zeitlich ausgedehntere Klausuren bis hin zu Abschlussprüfungen. Auch können durch die Krankheit bedingte Fehlzeiten auftreten.
Zudem werden regelmäßig Therapieformen durch behandelnde Ärzt*innen angepasst, neue Geräte zum Einstellen oder Überprüfen des Blutzuckerspiegels können sinnvoll sein und müssen auch unter pädagogischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Genau darüber muss dann die Schule informiert werden; es braucht verständlicherweise dann auch mitunter noch Unterstützung bei der Anwendung im schulischen Setting.
Auch in diesen Situationen, welche ein jeweils individuelles Vorgehen erfordern, sind die Kolleg*innen des Sonderpädagogischen Dienstes Ansprechpartner. Mit Erlaubnis der Eltern (Schweigepflichtentbindung) nehmen sie zunächst Kontakt mit der Schule und den behandelnden Ärzt*innen auf und erfragen, welche Unterstützung im jeweiligen Einzelfall nötig ist.
Manchmal hilft dann z.B. ein Runder Tisch mit Eltern, Schüler*innen und Lehrkräften, anstehende Fragen für alle Seiten zufriedenstellend zu klären.
Denn neben den medizinisch notwendigen Maßnahmen ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen mit einer chronischen Krankheit möglichst normal am Schulleben mit all seinen Facetten teilhaben können.
Der junge Mensch mit seiner ganzen Persönlichkeit muss im Zentrum stehen und nicht die Krankheit.
KE-Berechnungen
– Alltag für Diabetiker jeden Alters
Etablierte Unterstützungsmaßnahmen
1. Für Lehrkräfte
Für Lehrkräfte wird zu Beginn jedes Schuljahres eine Fortbildung am Rems-Murr-Klinikum angeboten, in der wichtige Informationen rund um das Thema Diabetes vermittelt werden.
Neben medizinischen Informationen vom Diabetesteam des Klinikums werden von den Lehrkräften des Sonderpädagogischen Dienstes Themen wie Umgang mit der Krankheit im Schulalltag – gerade auch im Sportunterricht- oder bei außerunterrichtlichen Veranstaltungen angesprochen. Die teilnehmenden Lehrkräfte haben so für ihre vielfältigen Fragen kompetente Ansprechpartner aus verschiedenen Fachbereichen.
Informiertsein gibt Sicherheit.
2. Für die Mitschüler*innen
Oft sind Schüler*innen, bei denen Diabetes diagnostiziert wurde, zunächst unsicher, wie ihre Klassenkamerad*innen auf die Krankheit reagieren werden. Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung ist eine berechtigte Sorge. Die notwendigen Messungen oder gegebenenfalls auch Korrekturen des Blutzuckerspiegels, das Tragen einer Insulinpumpe sind offensichtlich und die Mitschüler*innen sind oft neugierig, warum diese Maßnahmen notwendig sind.
Auch hier bietet der Sonderpädagogische Dienst seine Hilfe an:
In altersgerechter Weise erklären wir Lehrkräfte vom Sonderpädagogischen Dienst den Kindern, was Diabetes ist und sensibilisieren die Klassenkameraden dafür, Mitverantwortung für das Wohlergehen aller Kinder in der Klasse zu übernehmen.
In dieser Klassensensibilisierung werden auch andere Erkrankungen wie Allergien, Sehfehler etc. thematisiert. Die Schüler*innen erkennen:
„Unser Körper kann viel reparieren, aber nicht alles.“ und
„Jeder braucht mal Hilfe und ich helfe mit.“
Somit werden das Verständnis und die Verantwortung füreinander gestärkt.
Zusätzlich steht in dieser Stunde das Kind mit Diabetes als Experte für Fragen seiner Mitschüler*innen bereit und bekommt für sein großes Wissen zum Thema Ernährung und Blutzucker viel Bewunderung und Applaus. Als Belohnung für die eifrige Mitarbeit und ein richtig beantwortetes Quiz bekommt die Klasse eine Urkunde verliehen, die als Erinnerung im Klassenzimmer aufgehängt wird.
3. Für Eltern
Für Eltern findet im Rahmen des vom Rems-Murr-Klinikum etabliertem „Jakobtreffs“ im Frühjahr ein Elternabend speziell zu schulischen Themen im Zusammenhang mit Diabetes statt. Hier wird den Eltern ermöglicht, direkt mit den Lehrkräften des Sonderpädagogischen Dienstes in Kontakt zu treten und Fragen zum Thema Einschulung, , Schulsport, Ausflüge, Schullandheim, Klassenarbeiten, Mittagessen an der Schule etc. zu stellen.
An diesem Abend sind nicht nur die Informationen und Erfahrungen des Sonderpädagogischen Dienstes interessant, sondern – so wie es die Veranstalter des „Jakobstreffs“ beabsichtigen – insbesondere der Austausch der Eltern untereinander ist wertvoll. Oft können in diesem Rahmen Erfahrungen aus der Praxis im Umgang mit Diabetes im Alltag, gute Tipps und Ideen der Familien untereinander ausgetauscht werden.
Austausch auf Augenhöhe mit Betroffenen und pädagogischen Fachkräften
4. Sonderfall: Eingliederungshilfe
Ja, und manchmal brauchen insbesondere jüngere Schüler*innen auch die Unterstützung einer Eingliederungshilfe.
Unterstützung bei Formalitäten
Hier sind wir vom Sonderpädagogischen Dienst mitverantwortlich für die Formalitäten, die es mit dem Sozialamt zu regeln gilt: Wir unterstützen die betreffende Schule beim Ausfüllen des Erhebungsbogens und unterzeichnen ihn zusammen mit der Schulleitung. Entscheidungen bezüglich der Bewilligung obliegen dem Sozialamt bzw. den Krankenkassen.
So stehen wir in regem Austausch mit den Eltern, Ärzt*innen, Lehrkräften und Schüler*innen.
Und immer wieder, mit jedem neuen Fall, mit jeder sich ergebenden Veränderung im Fall-Management ist es eine Herausforderung, auftretende Fragen oder gar Probleme möglichst schnell zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu lösen. Dabei hilft uns auch der kollegiale Austausch im Team. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn wir eine gute Lösung gefunden haben, die den Schulalltag für das chronisch kranke Schulkind erleichtert und dessen umfassende Teilhabe ermöglicht.