Pädagogik bei Krankheit

Die Orientierung an den Bildungsplänen ist das eine. Die soziale Wiedereingliederung und vor allem die persönliche Weiterentwicklung gerade mit und trotz der chronischen Krankheit ist das andere. Oft gehen dem stationären oder teilstationären Klinikaufenthalt und damit dem Besuch der Klinikschule bereits ein lückenhafter Schulbesuch oder hohe Fehlzeiten in der Schule voraus.

Der Unterricht an der Klinikschule – einem SBBZ - ist besonders zu Beginn der Klinikbeschulung geprägt durch das Prinzip der Stärkenorientierung. Lehrkräfte der Klinikschule agieren vielfach als Lernbegleiter und –berater:

  • Wo liegen persönliche Ressourcen und Ziele?

  • Welche Kompetenzen sind da und können verstärkt werden?

  • Was ist aktuell wirklich wichtig und persönlich bedeutsam? 

  • Was sind förderliche und was sind hemmende Kontextfaktoren?


Manchmal braucht es zunächst die Schulung bzw. Entwicklung sinnvoller Lerntechniken und –strategien. Manchmal gelingt zunächst lediglich ein achtsames Heranführen an kurze Unterrichtssequenzen, an das Sich-Einlassen-Können auf Schule und Unterricht und an konzentrierte Lernsequenzen.

Gleichzeitig sorgt der regelmäßige interdisziplinäre Austausch zwischen Lehrkräften, Ärzten, Therapeuten und Betreuern dafür, dass unsere Schüler*innen durch den Unterricht weder überfordert noch unterfordert werden und die Erkrankung immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln wahrgenommen wird.

Grundlage des Unterrichts an der Klinikschule bilden die Stoffpläne der Herkunftsschulen bzw. die jeweiligen Wochenpläne. Diese werden mit dem individuellen Entwicklungs- und Leistungsstand sowie den aktuellen Bedürfnissen der Schülerpatient*innen abgestimmt.

Genau dieser Sachverhalt ist eine Herausforderung und gleichzeitig das Charakteristikum unserer Schule:
Wir haben keine einheitliche Schülerschaft, keine homogene Lerngruppe, vielmehr Schülerpatient*innen aus verschiedenen Klassenstufen und Bildungsgängen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen. Das bedeutet, an einer Klinikschule braucht es ein Kollegium, das möglichst alle Lehrbefähigungen vorhält: es braucht Lehrkräfte von der Grundschul- bis zur Gymnasiallehrkraft Sekundarstufe II, möglichst auch noch Berufsschullehrkräfte, denn auch die Schullaufbahnberatung gehört zum Aufgabenspektrum. In Kleingruppen erhalten die Schüler*innen ein individuelles Bildungsangebot in enger Absprache mit dem jeweiligen Klinikteam und den Herkunfts- oder Anschlussschulen. Und: das Unterrichten an einem solchen SBBZ gleicht mitunter einer Gratwanderung, denn die hohe Fachlichkeit hinsichtlich differenzierter Leistungsanforderungen und sonderpädagogische Bedarfe müssen in Einklang gebracht werden.

 

Die Qualifikation unseres Kollegiums gewährleistet einen fachlich fundierten und motivierenden Unterricht. Neben dem Fachunterricht beinhaltet der Unterricht bei Bedarf auch Konzentrations- und Entspannungsübungen oder Übungen zur Steigerung der sozialen Kompetenz durch gruppendynamische Spiele. 

Passgenaue Bildungsangebote sind das Kennzeichen des Unterrichts an der Klinikschule: einem Unterricht, der eingebettet ist in ein persönlichkeitsstärkendes, wohlwollendes und freundliches Schulklima.

Zum Ende des Klinikaufenthalts wird die konkrete schulische Reintegration des Patientenschülers / der Patientenschülerin in den Blick genommen. Dieser Übergang von der Klinikschule in die Stammschule braucht in der Regel eine besondere pädagogische Aufmerksamkeit: Ein sensibles und achtsames Umgehen mit der gesundheitlichen Situation und Verständnis auf Seiten der Stammschul-Lehrkräfte für mögliche Belastungsfaktoren aufgrund der Erkrankung  oder für die noch immer wahrnehmbaren krankheitsbedingten Einschränkungen auch nach der Entlassung aus der Klinik, erleichtern den betroffenen Kindern und Jugendlichen den Schulalltag.

Nach Bedarf findet vor der Rückkehr in die frühere bzw. die neu ausgewählte Schule ein „Runder Tisch“ mit den Eltern, den Lehrkräften der aufnehmenden Schule, der Bezugslehrkraft  und vor allem mit Mitarbeiter*innen des Klinikteams (Therapie, Pflege) statt. Auch die betroffenen Kinder und Jugendlichen werden beteiligt. 

In diesem Rahmen werden situativ auch Pädagogische Maßnahmen im Sinne eines  Nachteilsausgleichs thematisiert, die eine gelingende Reintegration unterstützen.

Im Einzelfall wird im Verbund mit den Eltern beraten, wie die Schullaufbahn der Schüler*innen weitergehen kann. Informationen über mögliche Schularten und Schulen werden aufgezeigt.

Bei Bedarf erfolgt zunächst ein von der Klinik begleiteter Schulversuch bis sichergestellt ist, dass die endgültige Rückkehr an die Schule gewährleistet ist.

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